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Jewish Rally for Refugees

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»Jewish Rally for Refugees«: Protestkundgebung gegen Trumps Einwanderungspolitik am vergangenen Sonntag in New York Foto: Reuters
Den Namen »Hebrew Immigrant Aid Society« (Hilfsgesellschaft für hebräische Einwanderer) hat der Verband schon vor Jahren abgelegt. Heute heißt er einfach HIAS und ist eine jüdische Hilfsorganisation für geflohene Menschen, die in den Vereinigten Staaten ein neues Zuhause suchen.
Doch US‐Präsident Donald Trump macht es ihnen schwer. Er hat per Dekret verfügt, dass weder Flüchtlinge in die USA einreisen dürfen noch Bürger aus sieben muslimischen Ländern. Zwar hat ein Gerichtsurteil in San Francisco den Einreisestopp momentan ausgesetzt, doch würde das Dekret, sollte Trump vor dem Obersten Gericht siegen, sofort wieder in kraft treten.
Virginia Jeffrey Saxe ist Rabbiner im Temple Rodef Shalom in Falls Church im US‐Bundesstaat Virginia. Vor einiger Zeit predigte er zum Thema »Sich der Fremden annehmen«. Saxe sprach über seine Großeltern Greta Steigerwald und Paul Stuehler. Beide waren in den 30er‐Jahren aus Frankfurt in die USA geflohen und hatten 1938 in San Francisco geheiratet.
»Ich stelle mir das vor: sie mit lockigem braunem Haar und einfachen Perlenohrringen, daneben mein Großvater Paul. Ihr Vater ist nicht da, um sie in die Ehe zu geben, und ihre Mutter kann nicht neben ihr stehen. Greta ist völlig allein.«
Doch viele Menschen hätten ihr und Paul und weiteren Flüchtlingen unter die Arme gegriffen, erzählt Saxe: die Vermieter, die sie ohne Referenzen einziehen ließen, »Einzelpersonen und Gemeinden, Gruppen wie die Hebrew Immigrant Aid Society, örtliche jüdische Familienhilfsgruppen«.
Seine Großeltern seien später erfolgreiche amerikanische Bürger geworden, sagt Saxe, aber am Anfang hätten sie Hilfe benötigt. Nach ein paar Jahren kamen Gretas Eltern und zwei Schwestern nach New York. Doch Pauls Vater und Mutter wurden in Auschwitz ermordet.
Kürzlich hat Saxe vor dem Trump‐Hotel in Manhattan gemeinsam mit rund 200 weiteren Rabbinern gegen den Einreisestopp demonstriert. Und in Washington protestierte er vor zwei Wochen beim alljährlichen National Prayer Breakfast (Gebetsfrühstück) für Politiker, zu dem auch Trump kam und den Einreisestopp rechtfertigte.
Der Protest, sagt Saxe, sei ein »moralisches Statement« gewesen. »Wir Amerikaner müssen Werte des Willkommenheißens bewahren.« Diese Werte würden nicht immer eingehalten, doch »sie bestimmen, wer wir sind«. Auch aus diesem Grund versorgt Saxes Synagoge seit mehreren Monaten eine muslimische Flüchtlingsfamilie.
Dekret Trump hat sein Dekret am 27. Januar unterzeichnet. Es setzt das Programm zur Aufnahme von Flüchtlingen für mindestens 120 Tage aus, stoppt die Aufnahme von Flüchtlingen aus Syrien bis auf Weiteres und verbietet es 90 Tage lang Staatsbürgern aus dem Irak, Syrien, dem Iran, Libyen, Somalia, dem Sudan und Jemen, in die USA einzureisen. Er wolle »radikale islamische Terroristen« fernhalten, begründet Trump seine Entscheidung. Im ganzen Land gehen seitdem Tausende Menschen auf die Straße, um dagegen zu protestierten.
Religionsgemeinschaften und Hilfsverbände verurteilen Trumps Maßnahme. Der Präsident werde notleidende Menschen »noch weiter traumatisieren«, warnte Scott Arbeiter, der Präsident des evangelikalen Verbandes World Relief. Und rund 2000 Rabbiner unterzeichneten einen Aufruf, »Amerikas Türen offen zu halten«.
Der Geschäftsführer des jüdischen Hilfsverbands HIAS, Mark Hetfield, sagt, er habe sich, als Trump den Erlass unterzeichnete, »geschämt, Amerikaner zu sein«. Inzwischen sei er stolz darauf, denn so viele Menschen protestieren gegen das Dekret.
HIAS ist in der amerikanischen Öffentlichkeit sehr präsent bei der Auseinandersetzung um den Einreisestopp. Hetfield war kürzlich zu Gast in einer Talkshow des rechtsgerichteten Kabelsenders Fox News. Ob er denn wirklich wisse, ob »seine« Flüchtlinge die US‐Verfassung unterstützen und nicht an weibliche Genitalverstümmelung glauben, wollte der Moderator wissen. Und bekomme HIAS nicht viel Geld vom Steuerzahler?
Sofort nach seinem Fernsehauftritt seien seine Accounts in den sozialen Medien »voll gewesen mit antisemitischen Aussagen«, sagte Hetfield. Islamfeindlichkeit und Antisemitismus seien eng verwandt.
GEschichte Die Hebrew Immigrant Aid Society wurde 1881 in Manhattan gegründet, um jüdischen Flüchtlingen aus Russland und Osteuropa zu helfen. 1904 richtete HIAS auf der Einwandererinsel Ellis Island im New Yorker Hafen ein Hilfsbüro ein. Zehntausende Juden kamen im Ersten Weltkrieg aus Europa. Doch in den 20er‐Jahren beschlossen die USA strikte Restriktionen, die mit einem Quotensystem, das erst Anfang der 60er‐Jahre aufgehoben wurde, auch die jüdische Einwanderung stark erschwerten.
In den 70er‐ und 80er‐Jahren konzentrierte sich HIAS auf jüdische Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion. Als deren Zahl vor rund 15 Jahren deutlich abnahm, wandte sich HIAS vor allem nichtjüdischen Flüchtlingen zu. Die werden heute vor ihrer Einreise in einem mehrmonatigen Verfahren von rund einem Dutzend Behörden überprüft.
Neben HIAS sind in den Vereinigten Staaten acht christliche Verbände als Hilfsstellen für Flüchtlinge anerkannt. Im vergangenen Jahr hat HIAS nach eigenen Angaben 4191 Menschen geholfen. In Zusammenarbeit mit Synagogen‐ und Kirchengemeinden, Kommunen und örtlichen Hilfsorganisationen unterstützen HIAS und die anderen Verbände die Geflüchteten beim Zurechtfinden in der neuen Heimat. Vom Staat bekommt HIAS dafür 2075 Dollar pro Flüchtling.
Im Vergleich zu manch anderen Ländern nehmen die USA relativ wenige Flüchtlinge auf. Im vergangenen Jahr waren es rund 85.000.
Irak‐Krieg Das Ausmaß des spontanen Protests gegen Trumps Einreisestopp dürfte sowohl Befürworter als auch Gegner überrascht haben. Und es kommt zu ungewöhnlichen Konstellationen: So protestieren amerikanische Veteranen des Irak‐Kriegs gegen Trumps Entscheidung, denn sie betreffe auch Menschen im Irak, die aufseiten der amerikanischen Soldaten gekämpft haben.
Gegen den Stopp, zumindest gegen die Art und Weise seiner Einführung, hat sich kürzlich auch der Rechtsanwalt Michael Wildes zu Wort gemeldet. Er ist der Enkel eines Schoa‐Überlebenden und hat seinerzeit die Einwanderung des slowenischen Models Melanija Knavs gemanagt. Sie ist heute Amerikas First Lady.
s«: Protestkundgebung gegen Trumps Einwanderungspolitik am vergangenen Sonntag in New York Foto: Reuters
Den Namen »Hebrew Immigrant Aid Society« (Hilfsgesellschaft für hebräische Einwanderer) hat der Verband schon vor Jahren abgelegt. Heute heißt er einfach HIAS und ist eine jüdische Hilfsorganisation für geflohene Menschen, die in den Vereinigten Staaten ein neues Zuhause suchen.
Doch US‐Präsident Donald Trump macht es ihnen schwer. Er hat per Dekret verfügt, dass weder Flüchtlinge in die USA einreisen dürfen noch Bürger aus sieben muslimischen Ländern. Zwar hat ein Gerichtsurteil in San Francisco den Einreisestopp momentan ausgesetzt, doch würde das Dekret, sollte Trump vor dem Obersten Gericht siegen, sofort wieder in kraft treten.
Virginia Jeffrey Saxe ist Rabbiner im Temple Rodef Shalom in Falls Church im US‐Bundesstaat Virginia. Vor einiger Zeit predigte er zum Thema »Sich der Fremden annehmen«. Saxe sprach über seine Großeltern Greta Steigerwald und Paul Stuehler. Beide waren in den 30er‐Jahren aus Frankfurt in die USA geflohen und hatten 1938 in San Francisco geheiratet.
»Ich stelle mir das vor: sie mit lockigem braunem Haar und einfachen Perlenohrringen, daneben mein Großvater Paul. Ihr Vater ist nicht da, um sie in die Ehe zu geben, und ihre Mutter kann nicht neben ihr stehen. Greta ist völlig allein.«
Doch viele Menschen hätten ihr und Paul und weiteren Flüchtlingen unter die Arme gegriffen, erzählt Saxe: die Vermieter, die sie ohne Referenzen einziehen ließen, »Einzelpersonen und Gemeinden, Gruppen wie die Hebrew Immigrant Aid Society, örtliche jüdische Familienhilfsgruppen«.
Seine Großeltern seien später erfolgreiche amerikanische Bürger geworden, sagt Saxe, aber am Anfang hätten sie Hilfe benötigt. Nach ein paar Jahren kamen Gretas Eltern und zwei Schwestern nach New York. Doch Pauls Vater und Mutter wurden in Auschwitz ermordet.
Kürzlich hat Saxe vor dem Trump‐Hotel in Manhattan gemeinsam mit rund 200 weiteren Rabbinern gegen den Einreisestopp demonstriert. Und in Washington protestierte er vor zwei Wochen beim alljährlichen National Prayer Breakfast (Gebetsfrühstück) für Politiker, zu dem auch Trump kam und den Einreisestopp rechtfertigte.
Der Protest, sagt Saxe, sei ein »moralisches Statement« gewesen. »Wir Amerikaner müssen Werte des Willkommenheißens bewahren.« Diese Werte würden nicht immer eingehalten, doch »sie bestimmen, wer wir sind«. Auch aus diesem Grund versorgt Saxes Synagoge seit mehreren Monaten eine muslimische Flüchtlingsfamilie.
Dekret Trump hat sein Dekret am 27. Januar unterzeichnet. Es setzt das Programm zur Aufnahme von Flüchtlingen für mindestens 120 Tage aus, stoppt die Aufnahme von Flüchtlingen aus Syrien bis auf Weiteres und verbietet es 90 Tage lang Staatsbürgern aus dem Irak, Syrien, dem Iran, Libyen, Somalia, dem Sudan und Jemen, in die USA einzureisen. Er wolle »radikale islamische Terroristen« fernhalten, begründet Trump seine Entscheidung. Im ganzen Land gehen seitdem Tausende Menschen auf die Straße, um dagegen zu protestierten.
Religionsgemeinschaften und Hilfsverbände verurteilen Trumps Maßnahme. Der Präsident werde notleidende Menschen »noch weiter traumatisieren«, warnte Scott Arbeiter, der Präsident des evangelikalen Verbandes World Relief. Und rund 2000 Rabbiner unterzeichneten einen Aufruf, »Amerikas Türen offen zu halten«.
Der Geschäftsführer des jüdischen Hilfsverbands HIAS, Mark Hetfield, sagt, er habe sich, als Trump den Erlass unterzeichnete, »geschämt, Amerikaner zu sein«. Inzwischen sei er stolz darauf, denn so viele Menschen protestieren gegen das Dekret.
HIAS ist in der amerikanischen Öffentlichkeit sehr präsent bei der Auseinandersetzung um den Einreisestopp. Hetfield war kürzlich zu Gast in einer Talkshow des rechtsgerichteten Kabelsenders Fox News. Ob er denn wirklich wisse, ob »seine« Flüchtlinge die US‐Verfassung unterstützen und nicht an weibliche Genitalverstümmelung glauben, wollte der Moderator wissen. Und bekomme HIAS nicht viel Geld vom Steuerzahler?
Sofort nach seinem Fernsehauftritt seien seine Accounts in den sozialen Medien »voll gewesen mit antisemitischen Aussagen«, sagte Hetfield. Islamfeindlichkeit und Antisemitismus seien eng verwandt.
GEschichte Die Hebrew Immigrant Aid Society wurde 1881 in Manhattan gegründet, um jüdischen Flüchtlingen aus Russland und Osteuropa zu helfen. 1904 richtete HIAS auf der Einwandererinsel Ellis Island im New Yorker Hafen ein Hilfsbüro ein. Zehntausende Juden kamen im Ersten Weltkrieg aus Europa. Doch in den 20er‐Jahren beschlossen die USA strikte Restriktionen, die mit einem Quotensystem, das erst Anfang der 60er‐Jahre aufgehoben wurde, auch die jüdische Einwanderung stark erschwerten.
In den 70er‐ und 80er‐Jahren konzentrierte sich HIAS auf jüdische Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion. Als deren Zahl vor rund 15 Jahren deutlich abnahm, wandte sich HIAS vor allem nichtjüdischen Flüchtlingen zu. Die werden heute vor ihrer Einreise in einem mehrmonatigen Verfahren von rund einem Dutzend Behörden überprüft.
Neben HIAS sind in den Vereinigten Staaten acht christliche Verbände als Hilfsstellen für Flüchtlinge anerkannt. Im vergangenen Jahr hat HIAS nach eigenen Angaben 4191 Menschen geholfen. In Zusammenarbeit mit Synagogen‐ und Kirchengemeinden, Kommunen und örtlichen Hilfsorganisationen unterstützen HIAS und die anderen Verbände die Geflüchteten beim Zurechtfinden in der neuen Heimat. Vom Staat bekommt HIAS dafür 2075 Dollar pro Flüchtling.
Im Vergleich zu manch anderen Ländern nehmen die USA relativ wenige Flüchtlinge auf. Im vergangenen Jahr waren es rund 85.000.
Irak‐Krieg Das Ausmaß des spontanen Protests gegen Trumps Einreisestopp dürfte sowohl Befürworter als auch Gegner überrascht haben. Und es kommt zu ungewöhnlichen Konstellationen: So protestieren amerikanische Veteranen des Irak‐Kriegs gegen Trumps Entscheidung, denn sie betreffe auch Menschen im Irak, die aufseiten der amerikanischen Soldaten gekämpft haben.
Gegen den Stopp, zumindest gegen die Art und Weise seiner Einführung, hat sich kürzlich auch der Rechtsanwalt Michael Wildes zu Wort gemeldet. Er ist der Enkel eines Schoa‐Überlebenden und hat seinerzeit die Einwanderung des slowenischen Models Melanija Knavs gemanagt. Sie ist heute Amerikas First Lady.

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